Vegane Hausmannskost
Im März dieses Jahres wurde in Meidling ein rein veganes Lokal eröffnet, das die österreichische Küche auf eine neue Art und Weise präsentieren will. In der Schönbrunner Straße 235, also nahe der U-Bahn Station Längenfeldgasse befindet sich das, von einem ehemaligen Informatiker geführte, Restaurant „Velani“. Ein etwas schwieriger Start aufgrund von Covid-19, doch offenbar hat sich das Warten gelohnt, denn bei unserem Besuch waren die knapp 40 Sitzplätze im Lokal recht rasch gefüllt.
Die Speisekarte sieht tatsächlich wie in einem typisch österreichischen Lokal mit Hausmannskost aus: Schnitzel, Gulasch, Blunzengröstl und einiges mehr. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass hier nie Fleisch verwendet wird, sondern vegane „Ersatzmittel“ wie Seitan, Tofu und Co. Zusätzlich zur normalen Speisekarte gibt es auch immer wieder wechselnde Specials und so kamen wir in den Genuss von brasilianischen Spezialitäten.
Käse, Coxinha und eine Überraschung
Als Vorspeise bestellten wir einerseits die Käseplatte (Fermentierte Käse-Variationen aus Cashewbasis mit Chutney und Gebäck) um 14,50€ und andererseits eines der Brasilien Specials: die Coxinha mit zwei Saucen (2 gefüllte Kroketten mit Chili Sauce und grüner Sauce) um 6,90€. Coxinha bedeutet übersetzt „Oberschenkelchen“ und ist als Original nicht vegan, sondern es sind Kroketten mit Hühnerfleischfüllung.
Die Käseplatte ist wirklich ein Highlight, dank ihr kann man das Gericht nun auch als vegane Version genießen. Auf dem Teller findet man neben Nüssen, Trauben und einem Dip vier verschiedene Käsesorten vor. Darunter u.A. ein veganer Feta und Weichkäse. Die verschiedenen Käsesorten kommen ihren tierischen Pendants sehr nahe, auch wenn der Geschmack selbst teilweise auf seine eigene Art und Weise anders, aber gut schmeckt. Auch die Coxinha waren eine gelungene Abwechslung zu den gewohnten Vorspeisen. Zwei frittierte Kroketten mit schwer definierbarer Füllung fand man auf unserem Teller. Diese überzeugten sowohl alleine, als auch in Kombination mit den zwei, teilweise würzigen Saucen.
Positiv sollte außerdem erwähnt werden, dass wir vor den eigentlich bestellten Vorspeisen mit einem kleinen Appetizer überrascht wurden. Für jeden gab es ein kleines Zucchiniröllchen mit Pilz und Soße. Zwar nur ein Häppchen aber eine nette Aufmerksamkeit, um den ersten Hunger zu überbrücken!
Schnitzel und Linsen
Weiter ging es mit der Orderung der Hauptspeisen, dem Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat um 13,50€, Linsen mit Serviettenknödel und knusprigem Räuchertofu um 9,50€, dem Kürbisgulasch mit Dinkelspätzle um 11,50€ und zu guter Letzt wieder einem Brasilien Special: Moqueca (Eintopf mit Crevetten, Kochbananen und Maniok) um 12,50€. Moqueca ist ein Nationalgericht Brasiliens und bezeichnet einfach nur einen Eintopf, der klassischerweise oft mit Meeresfrüchten serviert wird. Crevetten ist der französische Begriff für Garnelen und die Manioks sind quasi die Kartoffeln der Tropen, denn es handelt sich um Wurzelknollen, die in vielen tropischen Ländern ein wichtiges Grundnahrungsmittel darstellt. Kochbananen sind größer und von der Schale her dicker als die uns bekannten Bananen.
Zum Schnitzel eines vorweg: Wer behauptet, dass er aufgrund des Aussehens erkennt, ob es sich hier um ein Pflanzenprodukt oder ein Fleischprodukt handelt, der lügt. Das Schnitzel war wirklich ein schön großes, paniertes Stück und unserer Einschätzung nach auf Seitanbasis. Seitan ist ein Weizeneiweiß mit fleischähnlicher Konsistenz und auch geschmacklich schmeckte es hervorragend. In Kombination mit dem ebenfalls sehr geschmackvollen Erdäpfelsalat waren wir sehr zufrieden mit dieser Wahl.
Die Linsen mit den drei Stück Serviettenknödel waren quantitativ ebenfalls zufriedenstellend. Wir hätten uns noch mehr Tofu gewünscht, waren es doch nur ca 10-15 kleine Würfelchen, die am Gericht zu finden waren. Ein schmackhaftes, aber eher unspektakuläres Essen.
Moqueca und Gulasch
Bei der Bestellung des Eintopfs war sich wohl keiner 100%ig sicher, was serviert werden würde. Unsere Vorstellung von Eintopf war rein von der Konsistenz und dem Aussehen eine andere als das, was wir bekamen. Aber das heißt ja nicht, dass es schlecht ist – oder doch? Wir würden das servierte Gericht eher als Curry bezeichnen, waren doch die Zutaten nicht so „matschig“ wie bei einem Eintopf üblich. Die Manioks ähnelten vom Geschmack und der Beschaffenheit Maronis, doch das sei hier positiv erwähnt. Zusammen mit dem Saft schmeckten sie sehr gut. Die Kochbananen waren eher trocken und geschmacklich nicht so der Hit. Der Rest an Gemüse, der im Gericht zu finden war, schmeckte durchschnittlich.
Zum Kürbisgulasch gesellten sich erfreulicherweise Dinkelspätzle, wodurch die Gesamtkomposition noch spannender wurde. Gulasch muss ja schon lange nicht mehr als rein fleischhaltige Speise angesehen werden, wie es auch dieses Beispiel vor Augen führte. Die groben Kürbisstücke bildeten eine optimale Grundlage, die dazugehörigen Spätzle waren eine passende Beilage zum Vermengen. Der Gulaschsaft, eigentlich ja das Herzstück des Gerichts, schmeckte auch wunderbar und lies damit alle Zweifel im Vergleich zur nicht-pflanzlichen Variante schwinden. Bei diesem guten Gericht hätte man portionsmäßig auch gern etwas mehr genossen.
Fazit
Im Velani wird man endlich wieder mal fündig, wenn man auf der Suche nach rein veganer Hausmannskost ist. Das Lokal bietet eine tolle Auswahl an spannenden, pflanzlichen Speisen und lädt durch die sich laufend ändernde Spezialkarte zur Wiederkehr ein. Die Einrichtung und Präsentation der Gerichte vermittelt sogar ein etwas gehobenes Ambiente. Die Mitarbeiter und der Besitzer sind äußerst freundlich und überraschten sogar mit einem Appetizer aufs Haus. Der ehemalige “Vegana Indiana” hat damit in derselben Location einen würdigen Nachfolger gefunden.
Das Restaurant „Velani“ erhält von den FressFreunden 7 von 10 Punkten.
Adresse: Schönbrunner Straße 235; 1120 Wien
Öffnungszeiten: Mo-Sa: 11:30 – 22:30
Homepage: http://www.velani.at/
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