Wenn Schriftsteller auf Digitalisierung treffen

Das Beste daraus machen und regionale Unternehmen unterstützen, das ist in der momentanen Phase wichtiger denn je! 

Wenn aufgrund des Lockdowns in Restaurants nur Take-Away erlaubt ist, dann wird diese Möglichkeit von uns natürlich genutzt und warm eingepackt im Freien (natürlich mit Abstand) gegessen. Wir wollten das relativ neu eröffnete Restaurant „Tolstoy“ beim Karlsplatz für euch testen. Für alle, die es aus Schulzeiten nicht mehr wissen: Lew “Leo” Tolstoi war ein russischer Schriftsteller, der, wie viele wohl nicht wissen, sich sowohl vegetarisch ernährte, als auch sehr dafür einsetzte. Es handelt sich deshalb bei dem Lokal, dessen Logo der Kopf von Tolstoi ist, um ein rein veganes Restaurant, das ähnlich wie die Swing Kitchen in Richtung Fast Food Lokal geht. Bestellt wird (wie z.B. bereits von McDonalds bekannt) über zwei große Screens, an denen ebenfalls bezahlt wird – die Möglichkeit der Barzahlung gibt es hier gar nicht. Die Speisen inkl Einmalbesteck wurden sehr praktisch für „To-Go“ eingepackt, also hier ist man auf die momentane Situation gut vorbereitet.

Zum Aufwärmen gibts Curry und Chili

Die Speisekarte auf den Screens ist überschaubar, es gibt hauptsächlich verschiedene Salate und Pinsen. Pinsen sind sehr eng verwandt mit Pizzen, sie unterscheiden sich jedoch in der Zubereitung, Form, dem Wassergehalt, den Zutaten, der Gehzeit und der Kalorienanzahl.

Wir klickten uns durch die Auswahl und versuchten alle Kategorien auszutesten. Als Vorspeise bestellten wir Chili Sin Carne (reichhaltiger Tomateneintopf mit verschiedenen Bohnen, Mais und veganer Sour Cream Sauce) um 5,90€ und eine Spicy Coconut Curry Soup (Kartoffeln, Pilze und Grünkohl) um 5,40€.

Interessant ist, dass diese Vorspeisen unter den „Mains“, also den Hauptspeisen, geführt werden. Aufgrund des Preises lässt sich erahnen, dass es nur Vorspeisen(-portionen) sein konnten, womit wir auch richtig lagen.

Die Spicy Coconut Curry Soup war eine etwas gefährliche Bestellung, denn spicy ist für uns Lulus bekanntlich nicht die richtige Wahl. Wie sich herausstellte wurde unser Mut belohnt, denn scharf war die Suppe allemal nicht. Es gab reichlich Einlage und auch geschmacklich war es richtig gut, also alles andere als langweilig. Über den Preis, und ob er nicht etwas zu hoch ist, könnte man diskutieren, aber bei der Lage des Restaurants und in der momentanen Situation zahlen wir für gutes Essen gerne auch etwas mehr.

Eine ähnliche Situation zeigte sich auch bei dem Chili Sin Carne. Kleine Portion, geschmacklich gut, wenn auch eine leichte Abwandlung von einem klassischen Chili. Zum Aufwärmen aber definitiv ein passendes Gericht.

 

Russische Pizza?

Dann ging es weiter mit vier Pinsen als Hauptspeise. Wir wählten folgende Varianten:

Pinsa – Hemp Pesto (San-Marzano-Tomaten, getrocknete Tomaten, Kalamata Oliven, Hanf-Pesto, geröstete Mandeln und frisches Basilikum) um 9,90€

Pinsa – Onion Mushroom (Bechamel Sauce, Zwiebeln, Pilze und frisches Oregano) um 9,90€

Pinsa – Sweet Arugula (San-Marzano-Tomaten, Garten-Senfrauke, veganer Fetakäse mit einer Balsamico-Reduktion) um 10,60€

Pinsa – Roasted Squash (Bechamel Sauce, gerösteter Kürbis und frischer Rosmarin) um 9,90€

Bei der Onion Mushroom Pinsa muss man als erstes anmerken, dass man hierfür Zwiebeln positiv gegenüber stehen sollte, denn diese dominieren den Geschmack recht deutlich. Es handelt sich bei der Pinsa um das, was man bei einer Pizza als „Bianca“-Variante bezeichnen würde. Denn unter den Zwiebeln und den Pilzen findet sich eine weiße (bianca) Sauce wieder. Wem Zwiebeln schmecken, der wird also sicherlich seine Freude mit diesem Gericht haben.

Die Sweet Arugula Pinsa hat Tomatensauce am Boden und darüber jede Menge Senfrauke (oder einfach ausgedrückt Rucola). Dazwischen finden sich einige Fetastückchen und Tomatenspalten wieder, die mit einer Balsamico Sauce beträufelt werden. Die Aussage „Schmeckt gut, aber sehr gesund!“ sagt wohl genug aus. Nicht sehr aufregend, aber auch nicht schlecht, löst diese Pinsa ein Mittelmaß an Begeisterung aus.

Ebenfalls eine zarte Schicht an Tomatensauce fand man auf der “Hemp Pesto” Pinsa. Hier bildeten die getrockneten Tomaten mit dem Basilikum eine gute Basis, während die Oliven und die gerösteten Mandeln für die Feinabstimmung sorgten. Das Hanf-Pesto ,von dem das Gericht seinen Namen erhält, konnte uns durchaus überzeugen. Man findet hier eine sehr interessante Kombination an geschmacklichen Eindrücken vor, die je nach persönlicher Präferenz in beide Richtungen ausschlagen kann.

Pinsa Nummer vier war mit einem gerösteten Kürbis belegt. Dieser war auf den Punkt zubereitet und fristet auf dem Gericht ein recht einsames Dasein. Neben ihm und dem Teig findet man nur eine Bechamelsauce vor. Diese sorgt trotz des vermeintlich spärlichen Belages dafür, dass diese Variante durchaus Fülle enthält. Somit war sie letztendlich einfach gestaltet aber konnte geschmacklich positiv überraschen!

 

Spannende Salate und ein Brownie-Muffin

Als Beilage versuchten wir noch den Russian Potato Salad (Kartoffeln, Karotten, Erbsen, Essiggurken, Mayonnaise und frische Dille) um 5,10€ und den Beet Kale Salad (Grünkohl, Zuckerrüben, Äpfel, veganer Fetakäse und frischer Estragon) um 6,90€.

Der Beet Kale Salad entpuppte sich als nette Vorspeise, die eine schöne Palette an Gemüse bietet. Zusätzlich dazu fand man einen gelungenen veganen Feta und Apfelstücke vor. Diese sind für den ein oder anderen wohl gewöhnungsbedürftig, da das Zusammenspiel von Obst und Gemüse im selben Gericht nicht jedermanns Sache ist.

Der Russian Potato Salad ist vom Aussehen und den Zutaten her vielen vermutlich bekannt. Uns überzeugte er leider nicht vollkommen, die Menge der Dille war etwas zu gut gemeint und die Portion war auch nicht überwältigend. Wie schon bei unseren Vorspeisen fallen auch hier beide Salate unter die Kategorie „Mains“, also den Hauptspeisen. Dies ist zu hinterfragen, denn zum satt werden reicht es leider nicht.   

Und was wäre ein Restaurantbesuch ohne zumindest eine Nachspeise zu testen, also wählten wir noch den vielversprechend klingenden Chocolate Brownie Muffin um 2,80€.

Immerhin sechs Nachspeisen gibt es zur Auswahl, mit dem Brownie Muffin haben wir vermutlich nicht die beste davon erwischt. Auch wenn der Name selbst einiges erwarten lässt, so war die süße Köstlichkeit dann leider ziemlich trocken und geschmacklich eintönig. Da wäre mehr drinnen, beim nächsten Mal werden jedenfalls die anderen Desserts getestet.

 

Fazit

Das “Tolystoy” ist ein neues, innovatives Lokal, das mit der digitalen Bestellmethode und der bargeldlosen Zahlung bestens für die aktuelle Zeit gerüstet ist. Auch unabhängig davon findet man eine spannende Speisekarte vor, denn russische Lokale sind auch in Wien nicht alltäglich. Noch dazu, wenn sie rein vegan sind und auf einem Fast-Food Prinzip basieren. Sollte der Lockdown (hoffentlich) irgendwann wieder vorüber sein, so findet man auch ein schick eingerichtetes Lokal vor und man muss seine Speisen nicht auf der Parkbank verzehren.

Das Restaurant Tolstoy erhält von den FressFreunden 7 von 10 Punkten.

Wir hoffen erstens für alle Restaurants, dass sie das Lockdown finanziell gut überstehen und zweitens, dass wir sobald wie möglich wieder in Ruhe im Lokal selbst die Speisen verkosten und konsumieren können.


Adresse: Rechte Wienzeile 1B; 1040 Wien

Öffnungszeiten: Mo-Sa: 11:00 – 21:00

Homepage: https://www.tolstoy.at/

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