Kent – Türkisch für Fortgeschrittene

Nachdem unser eigentliches Ziel wieder mal keinen Platz für uns hatte (nach 83 Lokaltests sollten wir das Prinzip des Reservierens eigentlich langsam kennen), mussten wir eine Alternative finden. Auf der Suche nach dieser wurden wir zum Glück ganz in der Nähe in der Märzstraße 39 im 15ten Bezirk fündig. Unser Retter war diesmal das türkische Restaurant „Kent“. In Wien gibt es vier Filialen, welche über 100 Gerichte in ihrer Speisekarte anbieten. Also stürmten wir den Schanigarten und bestellten gleich mal drauf los. Der Hunger war überraschenderweise wieder mal enorm und der vorangegangene, unnötige Spontanausflug machte das ganze nicht besser.

Vorspeisen

Relativ schnell bekamen wir die gewünschten Vorspeisen, eine Portion Hummus um 3,90€ und den Falafelteller um 6,90€. Gratis dazu gabs sehr leckeres, frisches Pide-Brot, sehr fluffig und auch noch etwas warm. Nicht nur für dieses, sondern auch für eine separat bestellte Scheibe bezahlten wir am Ende nichts, hier also schonmal Pluspunkte fürs Service. Auf dem Falafelteller fand man neben den 5 frittierten Kichererbsenbällchen noch Hummus, Rotkraut und einen Salat (aka Deko) mit Gurken, Paprika, Tomaten und Zwiebeln. Auch für die Schüssel Hummus müssen wir als FressFreunde ein Portions-Lob aussprechen, da steigt man mit einer Packung von Neni im Supermarkt nicht großartig besser aus. Auch sonst war das Kichererbsenpüree eine runde Sache mit einer schönen Konsistenz zum Eintunken und einem leicht würzigen Nachgeschmack.

 

Hauptspeisen

Als Hauptspeise bestellten wir einerseits Karışık Izgara, einen gemischten Grillteller um 13,90€, ein Falafel Dürum, also ein gerolltes Fladenbrot mit frittierten Bällchen aus Kichererbsen um 3,90€ und Imam Bayildi um 6,90€ mit einer extra Portion Reis.

Am Grillteller fand man Köfte (faschiertes Laibchen vom Kalb), Adana (faschiertes Kalbfleisch vom Spieß), Şiş (Lammspieß) und Pirzola (Lammkotelett). Dazu gabs Pommes (Reis wäre auch möglich gewesen) und Salat. Der Grillteller war im Vergleich zum Hummus(teller) überraschend klein, aber in Ordnung (unsere Erwartungen waren nur wieder einmal entsprechend hoch). Geschmacklich war das Fleisch hervorragend saftig und lecker. Leider war nur ein Laibchen, ein Spieß, ein kleines Kotelett und ein bisschen Fleisch am Teller zu finden. Die Pommes hätten nicht ganz so kross sein müssen. Aber das ist jetzt schon Jammern auf hohem Niveau, weil zu let­schert wollen wir sie dann schließlich auch nicht. Die riesen Pfefferoni, die quer über dem Teller lag, hätten wir auch nicht unbedingt gebraucht. Sie nahm jene Rolle ein, die die Gurke im Hamburger vom Mäci inne hat.

Kommen wir zu unserer veganen Auswahl, angefangen beim Imam Bayildi. Unser Türkisch ist wie eures vielleicht schon etwas eingerostet, daher anders ausgedrückt: Gefüllte Melanzani mit Gemüse und Haydari. Auch wenn wir keinen Plan haben, was Haydari ist, tut das dem guten Geschmack keinen Abbruch. Angeführt von einer großen Menge Tomatensoße ergibt sich mit dem extra Reis ein schönes Potpourri mit vielen Gemüseelementen. Die gefüllte Melanzani verleiht dem Ganzen eine gute Basis und so passt neben dem Geschmack auch die Konsistenz am Ende recht gut. Portionsmäßig war der extra Reis sicher kein Fehler, mit diesem war die Menge dann ok. Natürlich in dem Wissen, dass zusätzlich noch ein Dürüm als Hauptspeise auf einen wartet. Dieses gerollte, türkische Fladenbrot entsprach dem, was man in Wien so als Dürüm findet. Die Füllung mit mehreren Falafeln und etwas Salat als Zusatz war gut. Und auch als Verwertungshilfe für den überschüssigen Hummus der Vorspeise erwies sich diese Teigrolle als nützlich.

 

Fazit

Letztendlich wieder mal ein Lokal, das aus der Not heraus besucht wurde und uns am Ende aber sicherlich positiv überrascht hat. Die Portionen sind für den Normalverbraucher aus unserer Sicht brauchbar. Vor allem in Kombination mit den Preisen hat man teilweise (abgesehen vom Fleisch) ein sehr gutes Package. Geschmacklich gibts nix zu meckern und auch die Atmosphäre ist durchaus angenehm. Sollte es einen mal in diesen Teil von Wien verschlagen, dann kann man in das “Kent” auch ruhigen Gewissens gerne einbiegen!

Alles in allem ein solides Restaurant, das von uns 8 von 10 Punkten bekommt.