All Reis – Bangkok ohne Reis(e)?

Diesmal mit Reservierung und in einer größeren Gruppe testeten wir das „ALL REIS Bangkok Street Food“ in der Schweglerstraße 12. Das Lokal ist nun eine Erweiterung des gegenüber liegenden “Talad Thai” Asia-Supermarktes und eine feine Sache, wenn man Pad Thai und Co. nicht selber zubereiten will (bzw. kann in unserem Fall). Das Gute an einer ausgiebigen Runde wie diesmal ist, dass wir viele Speisen sehen und testen können. Und, wie wir später feststellen mussten, auch andere zahlen können, wenn es keine Kartenzahlung gibt und man kein Bargeld besitzt.

Vorspeisen

Als ersten Gang bestellten wir selbstgemachte Frühlingsrollen, also frittierte Weizenmehlblätter mit Gemüse, Erdnüssen und Tamarindsauce um 5,90€. Was dann tatsächlich an den Tisch kam, erinnerte vom Aussehen her allerdings mehr an Churros. Also keine kleinen Frühlingsröllchen (die gefühlt an jeder Ecke der Welt dieselben sind), sondern vier recht lange, dünne Leckereien (haha). Das Geschmackserlebnis war durch die Form mal was Neues, da die knusprige Außenhülle besser zur Geltung kam. Die beigestellte Sauce war gut, bescherte dem ein oder andren FressFreund schon Anflüge von Schluckauf oder laufenden Nasen. Für den Normalverbraucher sollte das jedoch ein überlebbares, würziges Ausmaß sein. Zum kurzzeitigen Ruhigstellen reichte die Portion mit den zigarilloähnlichen Rollen aus. Danach klagten wir bereits über weiteren Hunger vor der Hauptspeise.

Zusätzlich bestellten wir auch Som Tam Thai, zu deutsch Papaya Salat, um 8,90€. Mit den ersten Bissen konnten wir uns von der gschmacklichen Gelungenheit überzeugen, danach folgte die nächste Eskalationsstufe auf der Schärfeskala. Das kann man dem Som Tam allerdings nicht vorwerfen, schließlich kennt man das Original aus Thailand genau so. Hier kommt einfach die Weicheifraktion unserer Gruppe zum Vorschein.

 

Hauptspeisen

Danach liesen wir uns “Bangkok Streetfood Style” einfach eine ordentliche Variation an Hauptspeisen auftischen. Da darf dann natürlich das klassische Pad Thai mit Hühnchen (9,90€) nicht fehlen. Weiters orderten wir Ka Prao Gung, also gebratene Shrimps mit Thai Basilikum, um 12,90€. Zu guter Letzt gabs noch Rad Hna mit Hühnchen um 8,90€. Hinter dem Namen verbergen sich gebratenen breiten Nudeln in Tapioka Stärke.

Das Pad Thai schmeckte hervorragend, gar nicht scharf aber sehr gut gewürzt. Wer schon mal, wie wir, in Thailand war, kann bestätigen, dass es dem Original um nichts nachhängt. Man fand sowohl die zerstoßenen Erdnüsse, als auch die Frühlingszwiebel, sowie etliche Mungbohnensprossen und ein Stück Limette am Teller. Die Portion war größenmäßig in Ordnung aber nicht überragend. In Thailand bekommt man für den Preis teilweise vierfach so große Portionen. Bei der nächsten Hauptspeise, Ka Prao Gung, verhielt es sich ähnlich: geschmacklich wirklich hervorragend, nur leider noch teurer und eine noch kleinere Portion. Man fand so um die 10 Shrimps mit Thai Basilikum und Zwiebelstücken in einer Ecke des Tellers und in der anderen Ecke war der Langkornreis zu finden. Auch die zwei, vermutlich zur Dekoration gedachten, Gurken konnten unseren Hunger nicht stillen.

 

Hauptspeisen vegan (?)

Für die Pflanzenfresser verlief die Wahl des Hauptganges etwas ernüchternd. Nach entsprechender Nachfrage kam die (immerhin ehrliche) Info, dass alle Gerichte mit Fischsauce zubereitet werden. Damit besitzt das “All Reis” keine einzige vegetarische oder vegane (!!) Hauptspeise. Doch unser tierliebender FressFreundler lies sich nicht unterkriegen und zauberte sich ein Gericht aus Vorspeisen und Beilagenreis. MacGyver wäre stolz gewesen!

So gab es ein Teua Ka Ko aus der Vorspeisenkarte in Kombination mit einer Portion dunklem Reis. Ersteres sind in Teig gebackener Taro, Tofu und Bohnen. Mit der dazugehörigen Erdnusssauce lies sich, vermischt mit dem Beilagenreis, immerhin noch ein solides Hauptgericht kreieren. Mit dem geschmackigen Tofu und Taro konnte der obligatorische Proteinmangel in Grenzen gehalten werden und der Reis sorgte für ein wenig Quantität. Lobenswert ist sicher die Reisauswahl, die neben dem klassischen Weißen auch noch andere Varianten bietet. So erwies sich der knackige, schwarze Reis als guter Gegenpart zu den leicht fettigen, da gebackenen, Taro und Tofustückchen. Natürlich war die Portion dann nicht überaus groß, aber immerhin kam überhaup noch was auf den veganen Teller!

 

Nachspeise

Die Nachspeise dieses Treffen wurde bereits gehyped, noch bevor wir einen Schritt ins Lokal gesetzt haben. Drei Worte: Mango Sticky Rice. Jeder, der schon mal selbst in Thailand war, weiß Bescheid! Doch dann eine erste Schreckensnachricht: „Mango Sticky Reis ist leider aus!“. Gott sei Dank mussten wir nicht zu lange trauern, weil die engagierten Betreiber so nett und freundlich waren uns unser Traumdessert doch noch aufzutreiben. Wir bestellten der Einfachkeit halber alle verbleibenden Portionen (waren deren vier). Das Gericht selbst war dann wie erhofft extrem lecker und versetzte uns zumindest gedanklich in die traditionellen Seitengassen Bangkoks. Ein schöner Abschluss nach einigen bangen Minuten…

 

Fazit

Alles in allem ein traditionelles, thailändisches Restaurant mit sehr freundlichen Angestellten, die die gastfreundliche Art der Thais nach Wien mitbringen. Enttäuschend war für uns, dass es im 21. Jahrhundert in einem Lokal mit leichtem Hipsteranstrich keine vegetarischen oder veganen Optionen für den Hauptgang gibt. Alles andere lässt einen zumindest kurzfristig aus der Wiener Umgebung fliehen und wie in den Gassen von Sukhumvit oder der Khaosan Road fühlen. Deshalb von uns 7,5 von 10 Punkten.