Schwedisch am Perserplatz. Oder so…

Versteckt am Schwedenplatz 3-4? Dass es sowas gibt, hätten wir auch nicht gedacht. Aber genau dort lag jenes Restaurant, welches wir als nächstes auf unserer “Testliste” hatten. Das „Kardamom“ bietet persisch-vegetarische und orientalische Speisen. Und so viel sei schon einmal verraten: das zu einem, vor allem in Anbetracht der Lage, fairen Preis.

Beim Anblick der Speisekarte mussten wir dann mehrmals schmunzeln. Die relativ einfach gestalteten, einzelnen Blätter waren erstens in jeder Speisekarte in einer anderen Reihenfolge drinnen. Manche Blätter waren sogar in einer Karte drinnen und in der anderen nicht. Zweitens war jede Seite ein Gericht mit einem großen Bild und einer, an die Volksschule erinnernde, Zierleiste. Drittens waren immens viele Rechtschreibfehler zu finden und uns war nicht 100%ig klar, wie man sich in so einer Lage zwar ein Lokal, gleichzeitig aber keine vernünftige Speisekarte leisten kann. Doch nun weiter vom Grammatik-Klugscheißer zum eigentlich wichtigen Teil: dem Essen.

Vorspeisen

Als Vorspeise bestellten wir eine große Gemüsesuppe und eine große Linsensuppe um jeweils 4€. Da sei noch erwähnt, dass in einer Speisekarte gar keine Suppen aufgelistet waren, in der anderen Karte diese beiden. Später kamen wir noch drauf, dass es auch eine dritte Suppe gegeben hätte. Doch nun zum positiven Teil der Vorspeise: es war eine wirklich gute, große Portion, die auch relativ rasch kam. Vielleicht etwas zu fettig für uns aber sonst echt lecker und in der Gemüsesuppe war reichlich Einlage zu finden.

Zu erwähnen wäre dann auch noch die Getränkewahl. Einmal gabs Pfefferminz-Limo, die ein wenig wie eine aufgeschäumte Wasserprobe vom Biotop aussah. Schmeckte allerdings recht erfrischend und war eine nette Abwechslung zum üblichen Softdrink-Müll. Drink Nr. 2 lässt uns noch ein wenig rätseln: Soda Zitrone oder Soda Geschirrspülmittel? Ganz sicher sind wir uns leider nicht, aber es schmeckte definitiv nicht gut. Je mehr man davon trank, desto mehr brannte es beim Trinken. Vielleicht einfach zuviel Zitronensaft erwischt. Wie auch immer: wir haben es überlebt! 😀

 

Hauptspeisen

Auf die Hauptspeisen, ein Gemüsecurry mit Mango, Basmatireis und Joghurt und vegane faschierte Laibchen mit Salat und Basmatireis, beide Gerichte jeweils um 9,50€, mussten wir jedoch sehr lange warten. Geschmacklich war das Gemüsecurry wirklich sehr gut und auch eine schöne große Portion. Kochtechnisch bewies man Fingerspitzengefühl, das zahlreich vorhandene Gemüse war auf den Punkt gegart und das Gericht selbst gut gewürzt aber nicht zu scharf.

Als pflanzliche Variante gabs vegane Laibchen mit Reis und Alibisalat. Das “Laberl” war definitiv das Highlight mit seiner angenehmen Konsistenz und guten Würze. Bei der Gemüsebeilage könnte man wohl ein wenig kreativer sein, da hat der persische Raum sicher mehr zu bieten als Tomaten, Gurken und Salatblätter. Mit der Portion konnte man zumindest arbeiten. Kurios war hier, wie auch schon bei einem vergangenen Test, dass zu einem vegan ausgeschriebenen Gericht eine (Milch-)Joghurtsauce serviert wurde. Auf Nachfrage wusste man aber gleich Bescheid und die Sojavariante kam diesmal unverzüglich.

 

Nachspeisen

Um auch ein wenig in die persische Dessertwelt einzutauchen bestellten wir uns den hausgemachten Mandelkuchen für 2€ und gefüllte vegane Walnuss-Teigtaschen um 4,50€. Der Mandelkuchen kam sofort, jedoch war das eine sehr trockene Angelegenheit. Der Geschmack, den man extrahieren konnte, war zwar gut, der Kuchen wurde im Mund aber immer mehr. Mit dem dubiosen Soda “Zitrone” nachzuspülen war dann auch nicht mehr die große Rettung. Auf die Walnuss-Teigtaschen mussten wir länger warten und bekamen dann eine Miniaturversion von dem, was wir uns erwartet hätten. Da vermittelt ein Bild über eine A4-Seite schnell mal einen falschen Eindruck. Der Rest zeigt leider Ähnlichkeiten zum Mandelkuchen. Die Taschen waren trockener als unser Humor, da half dann der ,eigentlich gute, Geschmack auch nicht mehr viel.

 

Fazit

Will man im Zentrum Wiens (relativ) preiswert speisen, ist sich aber zu fein für Kebap- und Würstelstand, dann ist das “Kardamom” auf jeden Fall gut gelegen. Im Umkreis legt man auch schnell mal das zwei bis dreifache für eine Hauptspeise hin, bei halber Portionsgröße. Dafür darf man sich auch keine extravagenten Galamenüs erwarten, sondern persische Basiskost. Und an ein paar anderen Basics könnte man in Zukunft noch feilen (Homepage?, Rechtschreibung?). Man wird also halbwegs satt, die Nachspeisen holt man sich aber besser bei den zahlreichen Dessert- oder Eisspezialisten in der Umgebung. Von uns gibt es somit 6,5 von 10 Punkten für das Kardamom!